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Beobachtungen rund um die Wiesenweihe



Hier werden in loser Folge Bilder und Texte begleitend zu unserem aktiven Wiesenweihenschutz gepostet: Alltägliches aus dem Leben der Wiesenweihen, Interessantes, Kurioses, Trauriges, Heiteres - alles eben, was die geduldige Beobachtung zum Schutz der Wiesenweihen für uns so faszinierend und freudvoll gestaltet.

Folge 4


Dank oder Ansporn?


In diesem Jahr hatte ich nur an einem einzigen Nistplatz die Gelegenheit, aus gebührendem Abstand erfolgreiche Beuteübergaben zu verfolgen, dafür aber z. T. mit der Kamera. Bei der Sichtung der Fotos ist mir etwas aufgefallen, das mich sehr berührt hat. Ausnahmslos nach allen Übergaben, sobald das Weibchen nach dem Auffangen der Beute diese transportsicher in seine Fänge manövriert hatte und schon zielgerichtet in Richtung Nest abdrehte, geschah folgendes: Das Weibchen drehte seinen Kopf jedes Mal zum Männchen hin um und rief ihm erregt etwas zu. Ein Ritual wie es scheint, das zumindest auf mich immer wirkte wie: „Super - ich hab's im Griff, danke für alles!“


Möglicherweise könnte man den Zuruf aber auch ganz anders interpretieren, denn das besagte Weibchen war ein sehr spezielles: Es hat sich nämlich nicht wie üblich 10-12 Tage, nachdem die Jungen geschlüpft sind, selbst auf Beutezug begeben, sondern sich und die Jungen weiterhin vom Männchen versorgen lassen und sich erst sehr sehr spät selbst um Beute gekümmert. Warum das so war, wissen wir natürlich nicht. Vielleicht war es aus irgendeinem Grund nicht fit genug, oder es gab ein Abkommen zwischen ♀︎ und ♂︎, die Jungen nicht unbeaufsichtigt zu lassen. Vor diesem Hintergrund könnte der erregte Zuruf dann aber auch bedeutet haben:

"Mach hinne, wir brauchen mehr!!!"


Text und Foto: Gabriele Kostas



Folge 3


„Flugmäuse“ und andere Delikatessen


Normalerweise verläuft eine in der Luft stattfindende Beuteübergabe natürlich so wie es sein soll, schnell und reibungslos und das viele Male am Tag, abhängig u.a. davon, wieviele Jungvögel versorgt sein wollen und wie alt diese sind. Das Weibchen fängt dabei nicht nur Mäuse im Flug auf, sondern auch Kleinvögel aller Art und sogar Eidechsen. Zwar stehen auch Heuschrecken auf dem Speiseplan der Wiesenweihen, sie scheinen aber bei der Beuteübergabe in der Luft keine Rolle zu spielen. Hier sehen wir das Weibchen mit richtig fetter Beute, einem nicht näher zu identifizierenden Vogel, der nach der Übergabe erst einmal ausgiebig und wie mir schien, in großer Vorfreude auf den Leckerbissen begutachtet wurde.


Text und Fotos: Gabriele Kostas



Folge 2


Schnell sein ist alles


Bei einem so komplexen Vorgang wie der im Flug stattfindenden Beuteübergabe zwischen Männchen und Weibchen kann es auch bei älteren, sehr erfahrenen Wiesenweihenweibchen passieren, dass die Beute verfehlt wird. Schließlich wollen viele Faktoren im Bruchteil einer Sekunde berücksichtigt werden, so z.B. die Entfernung, die Form, die Größe und das Gewicht und damit die Fluggeschwindigkeit der Beute – und dies alles in Abhängigkeit von der Windrichtung und der Stärke des Windes. Es ist also kein Wunder, wenn hier mal etwas schief geht. Im Unterschied zu den unerfahrenen Jungvögeln sind adulte Wiesenweihen aber in der Lage, der Beute hinterherzujagen und sie einzuholen, was man hier trotz geringer Bildqualität

(wie so oft passieren die Übergaben viiieel zu weit weg für uns Fotografen!) doch ganz gut nachvollziehen kann.

Schnell muss man aber auch als Fotograf sein, denn eine Beuteübergabe dauert gerade mal eine Sekunde. Wurde die Beute zunächst verpasst, wie hier zu sehen, so war die Übergabe dennoch in nur 2 Sekunden erledigt!


Text und Fotos: Gabriele Kostas



Folge 1


Knapp daneben ist auch vorbei


Wenn Wiesenweihen für etwas bekannt sind, dann für ihre spektakuläre Art der Beuteübergabe: das Männchen bringt das Futter nicht einfach, um das Weibchen zu umwerben oder später, um die Jungen zu versorgen, sondern das Weibchen fliegt dem Männchen entgegen und positioniert sich so unterhalb des Männchens, dass es die vom Männchen losgelassene Beute auffangen kann. Dies ist natürlich ein hochkomplexer Vorgang, der von den Jungvögeln eingeübt werden will. Mit etwas Glück kann man manchmal einer jungen Wiesenweihe „beim Training“ zusehen. Lehrmeisterin ist hier das Weibchen (links oben), das eine Maus abgeworfen hatte, die vom Jungvogel aber verpasst wurde und schlussendlich auf dem Boden landete. Dem Jungen blieb nur, mit etwas schief gelegtem Kopf „bedrömmelt“ hinterher zu gucken: Knapp daneben ist eben auch vorbei!


Text und Foto: Gabriele Kostas


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