Saison 2023

Bericht über die Brutsaison 2023


Auch 2023 zeichnete sich schon frühzeitig ab, dass es eine sehr schlechte
Wiesenweihensaison werden würde. Wie schon im Vorjahr konnten wir bereits im
Winter feststellen, dass es nur sehr wenig Mäuse gibt.
Wiesenweihen sind bei der Wahl ihre Brutgebiete sehr flexibel. Gibt es viel Nahrung,
d. h. hauptsächlich Feldmäuse, so finden sich zahlreiche Brutpaare ein. Bei einer
geringen Mäusepopulation suchen sie andere Regionen für ihre Bruten aus und
verziehen oft etliche 100 km.
Insgesamt kamen die Zugvögel 2023 verspätet in Deutschland an. Dies spricht dafür,
dass es Störungen auf dem Weg zwischen Afrika und Mitteleuropa gab.
Wir konnten bei unseren Suchfahrten, die in jedem Jahr am 1. Mai starten, im
Fläming nur wenige Wiesenweihen beobachten.


Zu den Bruten:


Brutplatz 1
• An einem vorjährigen Brutplatz im Landkreis Potsdam-Mittelmark konnte
Gabriele Kostas am 02. Mai ein Männchen beobachten und am 03. Mai dann
ein Weibchen. In der Folgezeit wurden 2 Paare (1 Männchen + vermutlich
beide W unberingt, 1 M mit unserem Kennring) festgestellt. Balz,
Beuteübergaben und Kopulationen wurden ab dem 5. Mai beobachtet.
Paar 1
- Sichere Beobachtungen gelangten bis zum 09.Mai. Danach wurde das Paar
nicht mehr sicher gesehen, wenn auch Verwechslungen mit dem 2. Paar nicht
auszuschliessen sind.
Paar 2
- brütete erfolgreich im Weizen nur 100 m vom vorjährigen Brutplatz entfernt.
- Das Weibchen war unberingt und das Männchen wurde von uns 2019 im
Kreis Lutherstadt-Wittenberg nestjung beringt. Das war damals die erste
nachgewiesene Wiesenweihenbrut im Landkreis Wittenberg. In späteren
Jahren konnten wir in diesem Kreis weitere Bruten nachweisen.
- Nach langer Suche konnten wir am 03.07. das Nest lokalisieren und das
Nestschutzgatter aufstellen. Im Nest waren 3 Jungvögel im Alter von ca. 2,5
Wochen und ein nicht geschlüpftes Restei.
- Am 13.07. werden die 3 weiblichen Nestlinge beringt.
- Am 16.07. sind die 3 Jungvögel bereits ausserhalb des Gatters.
- Am 18.07. bringt ein anderes, unberingtes, Männchen den Jungvögeln Beute.
Vielleicht ist es ja das Männchen, das zu dem Anfang Mai beobachteten 2.
Paar gehört.
- Die alten Wiesenweihen haben alle Mühe vor allem die flüggen Jungvögel
einer in unmittelbarer Nähe erfolgten Schwarzmilanbrut zu vertreiben. Mit den
adulten Schwarzmilanen hatten sie sich offensichtlich arrangiert und hier genügte
ein angedeuteter Angriff der Weihen, um die adulten Schwarzmilane auf Abstand
zu halten.
- Am 22.07. und 28.07. fliegen die Jungvögel schon geschickt umher und das
Gatter ist weiterhin Mittelpunkt und wird gerne als Sitzplatz vom Weibchen und
den Jungvögeln genutzt. Hier finden auch Beuteübergaben statt.
- Am 30.07. jagen die Jungvögel über Raps bereits erfolgreich Heuschrecken –
vermutlich Heupferde.
- Am 06.08. werden die beiden Altvögel letztmalig gesehen.
- Am 07. und 08.08. sind noch 2 Jungvögel zu sehen.
- Am 12.08. bauen wir das Nestschutzgatter ab.
- Letztmalig am 16.08. ist ein Jungvogel zu beobachten.


Brutplatz 2
• An einem langjährigen Brutplatz, an dem 2022 2 Paare balzten und 1 Paar
zumindest ein Nest baute, waren auch 2023 wieder 2 Paare anwesend. Am 4.
Mai balzten dort bereits 2 Männchen und 1 Weibchen und 1 Paar vertreibt
eine Rohrweihe.
Eines der beiden Männchen trug einen Kennring, wie wir ihn verwenden. Eine
Ablesung des Codes gelang jedoch nicht. Wir konnten Balz, Kopulationen,
Beuteübergaben dieser beiden Paare beobachten. Die beiden Weibchen
standen ständig im Clinch, wohingegen die beiden Männchen sich prima
verstanden, oft gemeinsam flogen und auch gemeinsam den Brutbereich zur
Nahrungssuche verließen.


Paar 1
schritt unweit einer Straßenbaumreihe zur Brut. Wir konnten mehrere
Beuteübergaben beobachten
- Am 31.05. ist große Aufregung: Beide Partner warnen laut und fliegen am
Brutplatz auf und ab. Vermutlich wurde das Gelege prädiert.
- Danach sehen wir das Paar ca. 500m weiter.
- Am 13.06. trägt das Weibchen erstmalig wieder Nistmaterial ein. Wir hoffen
auf eine Ersatzbrut.
- Am 28.06. Gattern wir das Gelege der Ersatzbrut mit 4 Eiern.
- Am 19.07. sehen wir das Weibchen zum ersten Mal mit Beute ins Gatter
fliegen – es sind also Jungvögel im Nest.
- Am 20.07. wird der Weizen des Brutfeldes gedroschen. Eine Restfläche um
das Gatter und das Nest schützt die Brut.
- Am 27.07. stellen wir bei einer Nestkontrolle fest, dass 2 Jungvögel wesentlich
kleiner sind als ihre Nestgeschwister. Wir nehmen die Nesthäkchen zum
Aufpäppeln mit, da wir ihnen keine Überlebenschance geben.
- Am 04.08. setzen wir beide Jungvögel, die sich zwischenzeitlich gut entwickelt
haben, wieder ins Nest.
- Am 10.08. ist der erste Jungvogel ausserhalb des Gatters und sitzt oben auf
dem Getreide der Restfläche.
- Am 10.08. hat das Weibchen einseitig eine gebrochene Handschwingenfeder.
Wir entschließen uns, die Restfläche mit einem Elektrozaun (mobiler
Schafzaun) zu sichern. So können ausgeflogene Jungvögel und die Eltern
gefahrlos in der Restfläche übernachten.
- Am 16.08. beringen wir das Weibchen und hoffen, es in Folgejahren wieder in
unserem Gebiet nachweisen zu können.
- Am 17. August sehen wir letztmalig 4 Jungvögel über dem Brutacker; danach
nur noch 3 Jungvögel.
- Am 28.08. bauen wir den Elektrozaun ab und am gleichen Tag wird die
Restfläche auf unsere Bitte hin gedroschen. Jetzt können die Jungvögel
entweder sicher im Nestgatter schlafen oder dezentral auf den
Getreidestoppeln. Wir vermuten, dass ihr neuer Schlafplatz in hohen
Rapsstoppeln auf der gegenüberliegenden Straßenseite liegt.
- Am 28.08. wird das Weibchen letztmalig gesehen.
- Das Männchen wurde letztmalig am 05. September bei der Versorgung der
Jungvögel angetroffen.


Paar 2
- Paar 2 stand unmittelbar vor Eiablage oder hatte ein Gelege schon begonnen.
Danach konnte keine Brutaktivität mehr festgestellt werden.
- Noch im August können wir Wiesenweihen beiderlei Geschlechts in der Nähe
des erfolgreichen Brutpaares beobachten. Dabei bleibt offen, ob es sich um
dieses erfolglose Paar handelt.
- Ein Männchen unterstützt gelegentlich das Brutpaar als sogenannter „Helfer“
bei der Fütterung der Jungvögel.


Belziger Landschaftswiesen
• In den Belziger Landschaftswiesen am Trappenbeobachtungsturm bei
Freienthal und bei Baitz wurden mehrfach sowohl männliche als auch
weibliche Wiesenweihen beobachtet. Ein Weibchen blieb den Sommer über.
• Hinweise auf eine Brut bestehen nicht.


Kreis Elbe-Elster
• Es gab ca. 15 Beobachtungen in diesem Landkreis.
• Nur 300 m von der „Grenze“ zu Sachsen entfernt hat ein Wiesenweihenpaar
gebrütet. Wir konnten die Ornithologen aus Sachsen beraten und das Nest
wurde mit unserem Zauntyp gegattert. Leider wurde das Weibchen von einem
Greifvogel (Habicht ist am wahrscheinlichsten) im Gatter erbeutet. Wir hatten
bei 127 Bruten einen solchen Fall noch nicht.

Fazit
2023 war, wie schon 2022 wieder ein (schlechtes) Ausnahmejahr.
Gegenüber 18 Brutpaaren in 2021 mit 27 Jungvögeln -das zweitbeste
Brutergebnis seit Beginn des Schutzprojektes 2010- blieb
2022 nur eine erfolglose Brut und 5 abgewanderte Paare. Seit Beginn unseres
Schutzprojektes das schlechteste Brutergebnis.
2023 waren an 2 Orten jeweils 2 Paare, von denen jeweils 1 Paar erfolgreich
brütete.


Zeitaufwand und zurückgelegte Strecke
Gabriele Kostas, Marianne Berthold, Axel Goldau, Antje Drangusch und Helmut
Brücher wandten 1.163 Stunden für den Wiesenweihenschutz auf und fuhren mit
Fahrrad und PKW insgesamt 11.331 km.


Ausblick 2024
Wir hoffen, dass sich über den Winter der Mäusebestand verbessert und wir in der
Brutsaison 2024 wieder mehr Brutpaare im Fläming haben werden.

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